Finnland 🇫🇮 -> Estland 🇪🇪
Fähre verpasst! Couchsurfing in Tallinn und zelten am Strand unter Sternen.
Datum: 16.07.2023 // Ort: Lefkada
Für mich ging es wieder zurück zu Jani. Ich musste meine Sachen sortieren und für Estland und die Weiterfahrt vorbereiten.
Die Fähre von Helsinki nach Tallinn hatte ich einige Tage zuvor schon gebucht. Außerdem hatte ich zudem auch schon eine kostenlose Unterkunft über Couchsurfing angefragt. Gemeldet haben sich Lucy und Fabricio, die am Standrand, fußläufig zur Innenstadt wohnen.
Die nächsten drei Tage musste ich mir also um nichts Sorgen machen. Die letzte Nacht schlief ich also alleine in dem Tipi und startete früh am morgen, vor Sonnenaufgang. Ich verabschiedete mich von Jani und Mina. Am Abend zuvor durfte ich nochmal meine gesamte Wäsche bei Ihnen waschen. Das war auch echt nötig, es nämlich alles nach kaltem Feuerrauch gerochen. Das wollte ich Lucy und Fabrizio nicht antun.
Etwas spät dran packte ich schnell meine Klamotten ein und zurrte alles auf dem Motorrad fest. Im Eifer des Gefechts habe ich mein Moped natürlich nochmal umgeworfen und konnte somit schon um 6:30 Uhr ohne Frühstück nach einer kurzen Nacht an die 300 kg Beinpresse um das ganze wieder aufzurichten.
Es war eine tolle Zeit in Finnland und vor allem bei Jani und seiner Familie. Von Finnland hatte ich ehrlich gezeigt vorher keine großen Erwartungen. Ich wusste nur, dass es viel Wald gab und es ein ziemlich großes Land ist! Das ist auch so, jedoch gibt es wundervolle Menschen, wenig Tourismus und viel Weite. Zum Reisen mit dem Motorrad perfekt.
Vielen lieben Dank nochmal Jani und Mina, für die schöne Zeit, die wir bei euch verbringen durften!
Ich fuhr also dem Sonnenaufgang entgegen und schlängelte mich ein wenig durch den Verkehr. Die Minuten der Verzögerung durch den Stau wurde im Navi immer mehr. Selbst mit Blitzerapp und einem kleinen Gebet konnte man hier nicht mehr viel herausholen. Alle wollten halt an diesem Montag nach Helsinki reinfahren.
Mit maximaler Überschreitung der Höchstgeschwindigkeit bin ich wie Marc Marquez durch die Kehrtwenden des Hafengebiets gejagt. Wie im Film fuhr ich hupend auf die Fähre zu, einfach durch die Ticketkontrolle (wo eh keiner mehr saß) und stand vor der Fähre nach Tallinn. Zur gleiche Zeit wurden die letzten Tore geschlossen und Seile hochgezogen. Verdammt! Schnell fuhr ich wieder auf die andere Seite und rief nach einem Hafenarbeiter, der angerannt kam. Leider bestätigte er mir aber, dass ich einfach zu spät kam. Im Hintergrund legte die Fähre dann auch ab.
Noch etwas panisch, und mit dem Gedanken, ob ich heute überhaupt noch einen Platz auf einer andere Fähre bekommen würde, stürmte ich in das Verwaltungsgebäude. Mit einem leichten Lächeln wurde mir dann gesagt, dass ich mit einem Aufpreis von 7 € einfach die nächste Fähre in 5 Stunden nehmen konnte. Na ja, wer zu spät kommt, der muss Kakao trinken und warten …
So fuhr ich nun ganz entspannt zu einem kleinen Yachthafen neben an, hielt vorher am Bäcker, und schaute auf die immer noch aufgehende Sonne über dem Meer. Neben Fingernägel schneiden und anderen Kleinigkeiten, die noch aufzuräumen waren, saß ich dann den Mittag über am Laptop und arbeitete ein wenig an einem Videoprojekt.
Viel zu früh machte ich mich dann am Nachmittag noch einmal auf den Weg zum Hafen. Diesmal war ich dann bis auf ein paar LKWs der erste und stand als erster in der Reihe. Nachdem ich dann noch dreimal nachgefragt hatte, ob hier auch wirklich die Fähre nach Tallinn ankommt und ablegt, lehnte ich mich zurück.
Die Fähre kam und legte an. Es fuhren wirklich unzählige Autos, LKWs und Motorräder aus dem Bauch der Fähre. So einen Umschlagplatz hatte ich schon lange nicht mehr gesehen. Die Logistik und Abfertigung dahinter ist immer wieder faszinierend.
Trotz der Menge an Fahrzeugen ging alles flott und so parkte ich kurze Zeit später mein Moped. Oben auf Deck schien die Sonne durch die großen mit Salz befleckten Fenster und ich warf einen letzten Blick auf Helsinki und Finnland. Dachte nochmal über die Erlebnisse und warmen Tage hier nach.
Circa zwei Stunden später waren wir in Tallinn angekommen. Lucy und Fabrizio hatte ich natürlich über meine Verspätung informiert.
Ich schlängelte mich durch den estländischen Abendverkehr und stoppte noch an einem Supermarkt. Der Supermarkt hatte neben Lebensmitteln glaube ich das Konzept von Tchibo mal 10.000. Alles war riesig und neben den besagten Lebensmitteln, gab es alles möglich über Gartenzubehör, bis zum Motoröl oder neuer Inneneinrichtung. Na ja auf jeden Fall wollte ich was mitbringen und Lucy bat mich darum noch zwei Tüten Chips für heute Abend mitzubringen. Frühstück musste ich nämlich eh kaufen.
Ich hielt vor einem Mehrfamilienhaus in einer ruhigen Gegend am Stadtrand von Tallinn. Kurze Zeit später kam Fabricio runter und begrüßte mich sehr freundlich.
Lucy hatte mir zuvor schon geschrieben, dass sie einen Parkplatz für mein Motorrad hinten im Hof ausgemacht hat. Dort konnte ich perfekt hinter einem verschlossenen Tor parken. Sowas ist immer gut in der Stadt, dann schläft man besser!
Lucy kam aus Taiwan und Fabricio aus Frankreich. Als Fabricio für einen Urlaub in Taiwan war, lernten die beiden sich kennen. Seit dem Reisen sie gemeinsam und arbeiten Online als digitale Nomaden. Lucy arbeitet im Supportbereich für ein chinesisches Computer Spiel und macht hier eine normale 40h Stunden Woche. Fabricio hat irgendwas mit Organisation gemacht. Ich denke mal virtueller Assistent oder so. Das habe ich nicht ganz verstanden. Die beiden haben also tatsächlich die Wohnung auch nur gemietet. Sie erzählen mir, dass sie, natürlich für die Arbeit auch entsprechend, immer ein Apartment für mindestens einen Monat mieten. Wenn dort dann ein Raum frei ist, den die beiden nicht nutzen, bieten sie den über Couchsurfing an, um Reisende bei sich aufzunehmen. Eine super coole Sache!
Am Abend erzählte ich ein bisschen von meiner Reise und zeigte ein paar Fotos von den Erlebnissen. Außerdem gaben die beiden mir gute Tipps für Tallinn. Eigentlich hatte ich nur für eine Übernachtung angefragt. Da wir uns aber super verstanden, haben die beiden spontan zu einer weitere Übernachtung eingeladen. So konnte ich mir Tallinn ganz in Ruhe anschauen.
Am nächsten machte ich mich auf in die Innenstadt.
Was mir sofort auffiel. Tallinn war unglaublich sauber! Obwohl es mittlerweile schon langsam Herbst wurde und die Bäume Ihre Blätter verloren, lagen keine Blätter auf den Wegen herum. Da es wie gesagt schon kälter wurde, war auch die Touristensaison in Tallinn vorbei. Es war normaler Stadtbetrieb. Allerdings ohne Junggesellenabschiede.
Das Wetter war super und die Sonne strahlte in die Altstadt von Tallinn als ich durch die Stadtmauer lief.
Vorbeikam ich am Verteidigungsturm „Kiek in de Kök“ aus dem 15. Jahrhundert und der in der Nähe liegenden Alexander-Newski-Kathedrale auf dem Domberg.
Durch kleine alte Gassen lief ich außerdem in das Kunstviertel von Tallinn „Telliskivi“ Auf dem Weg dorthin sah ich, wie jemand vor einem Supermarkt einen kleinen Roboter beladen hatte. Dass Estland digitaler und in dem Bereich auch weiterentwickelt ist, wusste ich. Das hier aber der tägliche Supermarkt Einkauf nach Hause geliefert wird und das ganz ohne Menschen, war mir neu. Das kleine Auto machte sich auf den Weg und musste direkt mal einen Zebrastreifen kreuzen. Es fuhr vor und zurück und war sich unsicher, ob es jetzt über die Straße konnte oder nicht. Nach einiger Zeit und nachdem die Autos angehalten hatten, konnte der Roboter weiterfahren. Nachdem ich aus dem Kunstviertel „Telliskivi“ zurückkam, traf ich glaube ich auch wieder auf den Roboter, der immer noch unterwegs war. Ich hoffe für den Einkauf, dass der Roboter auch kühlen kann. Er war somit nämlich schon seit circa 15 min unterwegs und noch nicht weit gekommen!
Telliskivi ist eine tolle Ecke und auf jeden Fall sehenswert! Hier gibt es neben den zu erwartenden Museen auch tolle und große Wandzeichnungen! Außerdem auch kleine Cafés und Streetart.
Weiter ging es am Wasser entlang zur Linnahall. Die Tallinna Linnahall oder zu Deutsch auch Talliner Stadthalle übersetzt ist eine alte Mehrzweckhalle aus dem Jahre 1980. In dem Jahr wurden dort auch die Segelwettbewerbe der Olympischen Sommerspiele von Moskau ausgetragen. Die Architekten standen damals vor der schwierigen Aufgabe, den Blick auf die Tallinner Altstadt von der Meeresseite aus zu erhalten sowie die zum Hafen führende Eisenbahnlinie nicht zu unterbrechen.
Bis 2009 wurde die Halle noch vom örtlichen Ice Hockey Club benutzt. Seitdem steht sie einfach nur da und verfällt. Ein Lost Place also. Wie es mit der Halle weitergeht, wird bis heute gestritten.
Zurück durch die Stadt ging es dann noch am Balti Jaama vorbei! Ein großer Markt in einer dreistöckigen Markthalle. Dort gab es neben Obst und Gemüse, Fisch und Fleisch auch gebrauchte Kleidung. Natürlich aber auch viel Kleinkram und andere Dinge. Mit einem Apfel in der Hand machte ich auf den Weg zu dem letzten Punkt meiner Sightseeing-Liste und lief zum Schloss Katharinental.
Dort ging dann langsam die Sonne hinter dem Schloss unter, und der Tag neigte sich dem Ende!
Am Abend fuhr ich dann noch schnell einkaufen. Ich wollte nämlich Lucy und Fabrizio zu selbstgemachten Wraps einladen. Die beiden kümmerten sich um das Bier und ich um das Essen. Ich erzählte ein wenig von meiner Zeit in der Filmproduktion und der kleinen Selbständigkeit als Fotograf.
Ich bat Lucy und Fabrizio spontan an, noch ein paar Fotos im Abendlicht von den beiden zu machen. Leider trauten sich die beiden aber nicht! Bis spät in die Nacht quatschten wir noch über Gott und die Welt!
Am nächsten morgen sprach mich Fabrizio noch einmal auf das Fotoangebot an. Lucy hätte sich vielleicht doch umentscheiden und traute sich wohl jedoch nicht mehr zu fragen, um mich nicht weiter aufzuhalten. Nach einem kurzen hin und her stimmte Sie dann doch ein und Sie zog Ihr Lieblingskleid an!
Auf der Straße vor dem Haus konnte ich super Bilder von Ihr mit der noch aufgehenden Sonne machen! Auch Fabrizio konnte ich überreden, dazu zukommen! So hatten die beiden nun ein paar aktuelle Bilder von sich zusammen!
Danach packte ich meine Sache und fuhr weiter! Ein sonniger Tag und eine tolle Küstenstraße wartete auf mich!
Vielen lieben Dank nochmal an euch, Fabricio und Lucy, dass ihr mich so herzlich aufgenommen habt!
Ich hoffe, ihr lest das hier 😄
Wie auch schon in Finnland gab es auch in Estland, hier dann nur am Strand, öffentliche Campingplätze. Dort standen dann überdachte Bänke mit Tischen sowie dazu jeweils ein Metallgrill. Der Vorteil für mich war, dass man sich dort immer sicher sein konnte, ein Platz für das Zelt zu finden. Da diese Plätze alle auf Google Maps eingetragen waren, hatte ich mir aus Tallinn schon eine schöne Route bis nach Riga in Lettland geplant! Dort stand auch schon einiges auf dem Plan! Ich hatte mich mit meiner Familie über das Wochenende verabredet und mein Kumpel Henning kam darauf die Woche für eine Woche zu Besuch in die Stadt! Zudem hatte ich auch schon eine Verabredung in Litauen … Aber eins nach dem anderen!
Wie gesagt fuhr ich bei Sonne an der Küste entlang und baute Abends mein Zelt am Strand auf. Eigentlich konnte man da gar nicht so richtig mit dem Motorrad hin, aber irgendwie habe ich mich dann mit viel Drehzahl durch den Sand gepaddelt. So konnte ich dann bis auf eine kleine Düne hoch und konnte aus dem Zelt raus aufs Meer sehen.
Es war mal wieder schön nach den aufregenden letzten Woche etwas Ruhe zu haben, bevor es wieder richtig weiterging. Klassisch machte ich mir wieder Nudeln mit Tomatensoße! Diesmal aber mit vorgesalztem Meerwasser! Es hat etwas gedauert, Meerwasser ohne Sand in Topf zu bekommen … nach einem tollen Sonnenuntergang lag ich noch ein wenig wach, um zu lesen. Dabei fiel mir dann auf, dass es irgendwie gar nicht so dunkel war wie es sein sollte. Es waren beim Sonnenuntergang keine Wolken am Himmel, das hatte ich bemerkt. Als ich das Zelt öffnete und mich ein wenig herauslehnte, war ich sprachlos! Ich schaute in einen super klaren Sternenhimmel über dem Meer! Wieder total wach, schnappte ich mir natürlich meinen Kamera, um noch ein paar Fotos zu machen!
Zum Glück hatte Olli mir mein Stativ mitgebracht und ich musste meine Kamera nicht auf eine Tasche oder ähnliches legen, um eine Langzeitbelichtung zu machen!
Auch wenn es schon echt frisch draußen war, das Ganze hat sich gelohnt.
Am morgen war es dann leider ein wenig verregnet. Der Nachteil, wenn man am Strand zeltet, ist der Sand. Der war dann natürlich überall, vor allem nasser Sand. Der klebt gut!
Wenn mein Zelt nass ist, packe ich das einfach immer ganz oben die Tasche drauf. So kommt keine Feuchtigkeit in die Tasche und das Zelt ist ja sowieso schon nass!
Weiter ging es an der Küste entlang! Ab und an mal wieder auf den TET, um ein wenig Schotter zu fahren! Am Abend fand ich dann wieder einen Platz am Meer! Die Sonne schien und mein Zelt konnte wieder schön durchtrocknen.
Wie ja, denke ich mal den meisten bekannt ist, liegt ist in der Nähe vom Meer immer viel Sand. Da ich aber immer am Meer zelten wollte, musste ich mich natürlich auch immer durch den Sand kämpfen. Das hat mal mehr, mal weniger geklappt! Ich glaube durch die Fahrten zum Meer hat meine Kette mindestens 1000 km Verschleiß durch den ganzen Sand mehr bekommen.
Hast du wieder so wunderschön geschrieben, da fängt man an zu träumen. Und die Fotos wie aus andere Welt, mega schön.😍
Dankeschön Jovita 🤗
Hey Cedric,nachdem wir uns bei Reisen&Erleben kennengelernt haben,musste ich natürlich deinen Block lesen.Die Bilder sind ganz toll und deine Erzählungen wecken meine Neugier auf mehr von dir.LG Kerstin und Matthias
Vielen Lieben Dank ihr beiden 🥰👍🏻