Norwegen (6) 🇳🇴

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Norwegen (6) 🇳🇴

Die letzten Kilometer bis zum Nordkap! Durch Tromsoe vorbei an Rentieren...

Datum: 06.11.2022 // Ort: Liberec

Am nächsten morgen ging es dann mit der Fähre weiter! Von Botnhamn nach Brensholmen fuhren wir über die norwegische See. Runter von der Insel Senja und zurück aufs Festland. Von der Fähre aus konnte ich schon in weiter Ferne den Regen sehen. Eine große Wolke hing zwischen den Bergen! Der Himmel war grau. Ich bereitet mich auf den Regen vor und wechselte von meinen Sommer- zu meinen wasserdichten Winterhandschuhen.

Mein nächstes Ziel war Tromsø! Dort hatte ich aber nicht viel geplant! Außerdem war es auch Sonntag. Also bin ich einmal durch die Stadt gefahren, zum nächsten offenen Supermarkt.

 

Von Tromsø bis zum Nordkap sind es übrigens nun auch nur noch 661 Kilometer!

Da ich ja mittlerweile schon dreieinhalb Monate unterwegs war, wollte ich jetzt auch endlich mal ankommen. Das Nordkap war schon so lange mein Ziel!

Also bereitet ich mich auf zwei volle Fahrtage vor. Im Supermarkt füllte ich meinen Reisvorrat auf. Da ich mir unsicher war, ob es am Nordkap die Möglichkeit gab, mein Topf und meine Pfanne nach dem Kochen zu waschen, beziehungsweise ob es dort überhaupt fließend Wasser in der Nähe gab, kaufte ich von Uncle Bens den fertig Reis aus der Tüte. Der Vorteil: Man braucht nur einen kleinen Schluck Wasser, um den Reis aufzuwärmen. Und spülen muss man dann auch nur den Topf und einen Löffel. Da ich mittlerweile meinen kleinen drei Liter Benzinkanister auch mit Benzin gefüllt hatte, musste ich also mit meinem Trinkwasser sparsamer umgehen. Da ich nur noch zwei Flaschen á 1,5 Liter dabei hatte.

Die Tankstellen Abdeckung bis hoch zum Nordkap sollte gut sein, habe ich gehört. Es wird aber auch oft geschrieben, dass man sicherheitshalber bei jeder Tankstelle wieder auftanken sollte. Mein kleiner Benzinkanister gab mir da nochmal ein bisschen mehr Sicherheit. Bei Etappen, wo Tankstellen weiter entfernt sind oder waren, schaue ich immer genau auf meine Restreichweite. Ich komme circa 350 Kilometer mit einer Tankfüllung hier in Norwegen.  Also halte ich meistens bei einer Restreichweite von 175 Kilometer kurz an und schaue, wo sich die nächste Tankstelle befindet. So kann ich notfalls zumindest zu der letzten Tankstelle zurückfahren, sollte in den nächsten Kilometern keine mehr kommen! Da das Nordkap aber ein beliebter Touristenort und nicht die Landesmitte von der Mongolei ist, sollte das schon klappen!

Durch Tromsø ging es dann wie gesagt einmal durch:

 

Leider fing es dann ein bisschen an zu regnen. Ich fuhr aber trotzdem weiter, um noch ein paar Kilometer zu machen. Nach der zweiten Fährfahrt fuhr ich an einem Schild vorbei: „Hytte 10 €“ Darunter eine Telefonnummer. Ich war mir sicher, dass das nicht gut sein kann. Eine Hytte oder beziehungsweise ein Bett in Norwegen für 10 € ist nicht möglich … hab ich gedacht. Kurz darauf stand ich vor mehreren kleinen Reihenhütten. Alle aus dem Baujahr 85´wie ich hinterher erfuhr. Ich rief die Nummer an und kurz darauf kam eine Frau aus einem Nebenhaus. Zeigte mir eine der Hütten, das Bad und eine kleine Küche. Ich traute dem ganzen immer noch nicht. Für 10 € war das echt der Hammer. Rückblick auf Blogeintrag eins in Kopenhagen: acht-Bett-zimmer, 21 € ohne Küche. Aber doch! 10 € für eine Nacht. Ich wunderte mich nur warum und Sie antwortete mir, dass Ihr Vater diese Hütten damals gebaut hatte und sie nun so günstig anbietet, um Reisenden einfach zu helfen. Er ist selbst viel gereist und wollte etwas zurückgeben. Ich bezog meine kleine Hütte! Ich muss noch erwähnen, dass ich der einzige dort war. Alle anderen Hütten waren leer. Voraussetzung für die 10 € war aber, dass wenn noch jemand anderes kommt, ich mir die Hütte teilen muss. Ich bin fest davon ausgegangen, dass niemand mehr kommen würde! Ich richtete mich ein und belegte erstmal alle Betten. Lüftete alles einmal durch und faltete alles neu. Eine kleine Heizung gab es auch. Am Anfang roch sie etwas verbannt, hinterher ging es dann aber.

Nach einer Weile klopfte es an der Tür und die Frau kam wieder. Sie stellte mir einen Mann vor, der offensichtlich auch ein Bett gebucht hatte. Seinen Namen weiß ich nicht mehr, aber er war mit dem Fahrrad unterwegs. Da es mittlerweile stärker angefangen hatte zu regnen, war die Hütte heute glaube ich seine Rettung. Er erzählte mir, dass er mit dem Fahrrad von Frankreich zum Nordkap gefahren war. Nun war er auf dem Rückweg nachhause.

Ich hatte schon viele Fahrradfahrer gesehen und mit der Zeit hatten sich einige Fragen zum Thema Camping, Verpflegung und Wetter-aushalten angesammelt. Wie weit fährt man hier eigentlich mit dem Fahrrad pro Tag? „Circa 100 km“. Er war aber auch ein erfahrenerer Bikepacker. Seine Tour letztes Jahr ging von Frankreich nach Istanbul. Auf dieser Tour hatte er ein großes Problem mit der Hitze! Er kam mit dem Trinken einfach nicht hinterher und hatte nachts immer Wadenkrämpfe. Auch Magnesium half damals nicht, erzählte er mir. Jetzt hier in Norwegen gibt es mehr Wasser als man braucht. Meine erste Frage war also: Wie schützt du dich vor dem Regen?! „Eigentlich geht das gar nicht“, lachte er. „Irgendwann ist das Wasser über all. Man darf nur nicht anhalten, sonst wird’s kalt. Und irgendwann fährst du einfach nur noch. Da ist es egal, ob es hoch, runter, rechts oder links geht. Du trittst einfach nur in Pedale“

Wir unterhielten uns noch lange, aber ich merkte schnell, dass man für eine Fahrradreise zum Nordkap auf jeden Fall mental anders aufgestellt sein muss. Ich bin ja auch ständig draußen, schlafe im Zelt und habe auch oft schon kalte Füße gehabt. Wenn ich aber Hunger habe, fahre ich mal eben zum Supermarkt. Wenn es zu doll regnet, fahre ich einfach weiter in die nächste Stadt in eine Unterkunft. Ohne mir Gedanken darüber zu machen, ob es über Berge geht oder wie weit es denn eigentlich ist. Auf jeden Fall wusste ich jetzt, dass alle, die mit dem Fahrrad reisen und wie hier zum Nordkap, echt krass sind!

Im Badezimmer trockneten seine Klamotten auf einem Spanngurt über die Nacht. Die kleine alte Heizung gab alles! Am nächsten Morgen waren die Sachen aber immer noch nicht trocken … da ihm aber nichts anderes übrig blieb und es sowieso schon wieder ein bisschen regnete, zog er sie einfach wieder an.

Da war ich dann doch schon sehr froh, als ich in meinen laminierten, winddichten Motorradanzug mit Innenfutter stieg, meine Heizgriffe einschaltete und losfuhr.

Mein Ziel war das Nordkap, ob ich das heute erreichen werde, wusste ich nicht. Es waren circa 435 Kilometer. On the German Autobahn, no Problem! Aber in Norwegen bei leichtem Regen und wo man maximal nur 80 km/h fahren darf und kann, ist das verdammt weit. Also fuhr ich einfach los, wie jeden morgen. Diesmal aber nicht mit dem Ziel einfach irgendwo mein Zelt aufzubauen, sondern am nördlichsten Punkt Europas!

Auf der Straße E6 ging es also Nordwärts. Die Landschaft wurde allmählich immer flacher und einfacher. Weniger Häuser und Menschen, mehr Land. Das Wetter war ganz ok! Immer mal wieder ein bisschen Regen. Sonst kam ich aber gut voran. Es war halt einfach nur weit!

Am Nachmittag stoppte ich nur kurz unter irgendeinem Vordach für einen kurzen Snack!

 

Dann ging es auch schon weiter! Mittlerweile war es möglich, das Nordkap heute noch zu erreichen! Immer wieder hielt ich an den Tankstellen an, um nachzutanken. Die Abstände wurde nämlich merklich größer. Immer noch machbar, aber größer. Irgendwann kommt man dann auf die E69. Das ist die Straße, die bis auf die Insel zum Nordkap führt. Mein Navi meldete mir dann aber auch Verkehrsverzögerungen wegen Bauarbeiten … Mal schauen, ob das noch klappt …

Dann kam endlich ein Zeichen, dass ich auf dem richtigen Weg war! Der Nordkaptunnel. Er verbindet das Festland mit der Insel. Es geht steil runter und auch wieder Berg auf! Mitten im Tunnel musste ich auf einmal wieder an den französischen Radfahrer denken! Mir wurde nämlich bewusst, dass er und auch alle anderen, die zum Nordkap wollen, hier durch müssen. Kurz danach sah ich dann zwei Radreisende, die vermutlich im allersten Gang in dem Tunnel wieder hochfuhren. Und als ob das noch nicht alles war, sah ich tatsächlich auch jemanden zu Fuß mit einem großen Rucksack!

Als ich aus dem Tunnel wieder raus war, war die Landschaft nochmal anders!

Es war so karg und platt, dass man einfach „Querfeldein“ fahren konnte. Das ließ ich mir natürlich nicht nehmen:

 

Weiter geht’s…

Kurz vor Honningsvåg hieß es dann: nur noch 129 km!

Nach guten sieben eineinhalb Stunden aufm Moped, schaffe ich die auch noch! Ich muss dazu sagen, dass ich in den letzten zwei Stunden immer wieder anhalten musste, weil vermehrt Rentiere auf der Fahrbahn waren. Oder weil andere anhielten, um Fotos davon zu machen. Die Rentiere störte die Autos auch überhaupt nicht und liefen ganz entspannt auf dem Asphalt weiter. Es sah nur motorisch etwas falsch aus, mit den großen klobigen Hufen liefen die ein bisschen wie auf Eis oder als hätten sie gerade erst laufen gelernt. Ungefähr so wie, als wenn man mit Schlittschuhen nach einer zweijährigen Pause zum erstmal wieder in die Eishalle geht. Trotzdem war es toll, diese Tiere zu sehen! In Honningsvåg hielt ich dann nochmal beim Rema1000 für einen kleinen Snack! Außerdem füllte ich auch nochmal meine Wasserflaschen auf!

Weiter gings! Die zuvor schon angekündigte Baustelle beziehungsweise Baustellen kamen. Die Straße wurde in großen Teilen erneuert. Ich war mal wieder froh, mit dem passenden Motorrad unterwegs zu sein! Die Leute in den Autos wurden ziemlich durchgeschüttelt!

 

Die letzten Kilometer zogen sich echt wie eine Ewigkeit! Außerdem regnete es zwischendurch auch immer wieder ein bisschen! Ich fuhr an vielen Radreisenden vorbei. Die hatten echt meinen größten Respekt! Motorradfahrer waren auch viele unterwegs!

Da es mittlerweile halb acht Abends war und ich somit nun circa neun Stunden gefahren war, freute ich mich riesig endlich anzukommen.

 

Dieser Beitrag hat 8 Kommentare

  1. Stellbrink+margit

    hallo Cedric, habe den Bericht direkt lesen muessen. wie immer, sehr gut. Die Radfahrer verdienen “ echt grossen Respect. “ ich wuensche Dir noch eine Gute Zeit, geniesse Dein Leben solange Du es kannst. Auf bald Margit

    1. cedrich123

      Hallo Margit! Vielen Dank! Das mache ich 😎! Bis bald!

  2. Rolf+Kuhnert

    Moin Moin 🙋‍♂️ Cedric
    Respekt, solch eine Tour zu machen. Das sind auch Momente die dir keiner mehr nehmen kann.
    Freue mich auf weitere Blocks von dir.
    Wünsche dir noch eine gute weiterfahrt. Wir sehen uns irgendwann in Hilden wieder.
    Liebe Grüße Rolf

  3. Simone

    Hallo Cedric,

    mal wieder ein super spannender Bericht 😁
    Freue mich auf die Fortsetzung 😃
    Fühl dich gedrückt 😘

  4. Karin

    Guten Morgen, wiedermal ein Bericht, der sich so liest als wäre man dabei gewesen🙂.
    Bis bald

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