Norwegen (1)
Von Oslo über den Süden von Norwegen, bis nach Stavanger. Mit Commercial Fotos für ein Hostel und einkaufen mit dem Kanu.
Datum: 11.07.2022 // Ort: Mo i Rana
Nun war ich in der Nähe von Oslo und „musste“ nun innerhalb von einer Woche in der Nähe von Stavanger sein. Google berechnet für die Strecke 580 km mit circa sieben Stunden Fahrzeit. Für mich, als mittlerweile selbsternannter Tourenfahrer, eigentlich ein gemütlicher Samstagnachmittag um das eben runter zu rollen. Da ich ja aber sieben Tage Zeit hatte, plante ich noch die ein oder andere Sehenswürdigkeit ein.
In der Nähe von Larvik, ein Stückchen südlich von Oslo, gab ich Bunk-a-Biker einen neuen Versuch. Ich rief Eyvi an. Er ging sofort dran. Ich erzählte ihm kurz meinen Plan, fragte nach einer Übernachtungsmöglichkeit und er bat mir an, mich kurze Zeit später zurückzurufen. Ein paar Minuten später hieß er mich herzlich willkommen und sagte mir, dass ich mich etwas beeilen sollten, denn die Familie würde in circa 1 1/2 Stunden mit dem grillen beginnen. Schnell zurück zum Moped, ich saß nämlich weiter weg in der Sonne, und ab auf die Straße Richtung Ulefoss. Nach einer Fahrt mit vielen Kurven, durch Berge, vorbei an Seen stand ich vor Eyvi’s Haus. Dachte ich zumindest. Eine Frau, die natürlich etwas irritiert war und offensichtlich nicht Eyvi war, konnte mir dann aber sagen, wo er wohnt. Also zum nächsten Haus! Es war immer noch nicht Eyvi’s. Auch der junge Mann war etwas verwirrt, kannte aber Eyvi ebenfalls und wies mich darauf hin, dass ich schon zweimal bei ihm vorbeigefahren war! Nun war ich endlich richtig und ganz sicher war ich mir dann, als ich zwei Motorräder im Garten sah! Eyvi hatte nach meinem Anruf „noch eben“ ein großes Bett in einem leerstehenden Zimmer für mich zusammengeschraubt! Ich war von der Gastfreundlichkeit mal wieder sehr überrascht!
Vor dem Essen wollte er mir noch die Gegend zeigen. Während seine Frau einkaufen fuhr, bin ich mit ihm und seinem Sohn zu einem Schiffshebewerk (Hogga Lock) aus dem Jahr 1700 gefahren. Wichtig zu wissen, wenn Teile des Schiffshebewerks wegen, zum Beispiel, Alterstschwäche ausgetauscht werden müssen, dann dürfen sie nur mit Teilen aus demselben Jahrgang getauscht werden. Ich nehme mal an, das dass was mit dem Denkmalschutz zu tun hat. Mit einem Boot dauert es circa 1 Std. die Schleusen zu durchqueren. Einmal im Jahr, hatte mit Eyvi erzählt, findet hier auch ein quietschte Enten rennen statt. Da kann man dann Geld auf eine jeweilige Ente setzten und gewinnen.
Bei Metal Musik schmiss Eyvi den Grill an. Aufgewachsen ist er in Island, ist dann aber nach Norwegen gezogen. Motorrad fuhr er schon immer! Die Musik wechselte zwischen Isländisch und Norwegisch, aber auch Rammstein war ab und an dabei. Nun saß ich also mit einer Familie am Tisch, die ich zwei Stunden vorher noch nicht kannte. Trotzdem hatte ich das Gefühl, schon dazuzugehören! Das zu realisieren, ist toll.
Abends planten wir noch meine Route für den nächsten Tag. Eyvi empfahl mir seine Lieblingsstraßen in der Umgebung!
Am morgen verabschiedete ich mich und machte mich durch kurvige Straßen auf nach Kristiansand in den Süden von Norwegen. Das war zwar nicht mein Ziel, aber ich wollte weiter an der Küste entlang fahren.
Vorbeikam ich außerdem am Lindesnes Leuchtturm. Abgesehen davon, dass es durchgehend geregnet hatte und ich zeitweise dachte meine Kamera hätte einen Wasserschaden bekommen, habe ich dort mein bisheriges Lieblingsfoto von der Reise aufgenommen.
Außerdem zeigte mir ein Wegweiser, dass es auch gar nicht mehr so weit bis zum Nordkap ist …
Über die FV44 (absolute Straßen Empfehlung) ging es weiter zum Månafossen Wasserfall. Dort habe/ musste ich auf dem Parkplatz zelten. Abgesehen davon, dass es mal wieder durchgehend geregnet hatte, musste ich mich im Zelt auch ganz vorsichtig bewegen, um den Zeltboden auf dem Schotter nicht kaputtzumachen. Nach einer kurzen Wanderung kann man den Wasserfall in Gänze sehen:
Nun waren es nur noch zwei Tage, bis zum Start vom Workaway-job im Hostel! Also schaute ich bei bunk-a-biker nach einer Unterkunft in Stavanger und plante am nächsten Tag dann durch den Tunnel Ryfast zu fahren. (Der Ryfast ist 14,3 Kilometer lang und verbindet Solbakk in Strand und Hundvåg in Stavanger. Der Tunnel ist der längste Unterwasser-Straßentunnel der Welt.) es ergab sich aber erst etwas für den übernächsten Tag, was aber auch kein Problem war! So habe ich noch eine Nacht bei strahlendem Sonnenschein an der Nordsee verbracht.
Da Espen, den ich über bunk-a-biker kontaktiert hatte, beruflich nach China musste, bot mir seine Freundin May das Zimmer ihres Sohnes an. Sie war aber erst ab dem Nachmittag zu Hause und so verbrachte ich den Tag in Stavanger. Schon in der Nähe der Stadt waren teilweise Straßen gesperrt und mein Navi wusste gar nicht mehr wohin mit sich selbst. Mir ging ebenfalls so. Ein Vorteil, vom Reisen mit dem Motorrad ist es ja, zum Glück, dass man nicht so breit wie ein Auto ist. Also kam ich trotz Absperrungen direkt bis an den Hafen! Dort stellte sich dann heraus, dass gerade die Tour of Norway lief (Die Tour of Norway ist die norwegische Landesrundfahrt im Straßenradsport der Männer) und das gerade außerdem die letzte Runde war. Also wartete ich noch circa 30 Minuten bis zum Zieleinlauf! Die Radfahrer schossen durch das Ziel!
Noch kurz die Siegerehrung geschaut und mich dann weiter auf den Weg zu May gemacht. Wir kamen parallel bei Ihr zu Hause an. Sie kam gerade vom Flughafen. Nach einer Dusche und sortieren meiner Klamotten saß ich mit Ihr und einer Freundin von Ihr beim Abendessen. Sie selbst reist auch viel mit dem Motorrad und war schon bis zu den Lofoten unterwegs. Also tauschten wir uns über Campingplätze und Orte aus, wo man am besten die Mitternachtssonne sehen kann. Am morgen verabschiedete ich mich herzlich und macht mich auf den Weg durch den Ryfast -Tunnel nach Tau zum Hostel!
Als ich auf das Gelände fuhr war ich mir unsicher, ob ich richtig war, da die Lage der Wahnsinn und die Größe viel zu groß für ein normal klingendes Hostel war. Falls Ihr mal in der Nähe seit, könnt ihr hier buchen:
Pulpit Rock Hostel Vaulali <- klick
Richtig war ich aber. Espen begrüßte mich und zeigte mir auch direkt mein Zimmer im eigenen Haus für die Mitarbeiter. Parallel wies er mich darauf hin, dass es jetzt auch direkt Mittagessen gab und ich direkt rüber in das Hostel gehen sollte. Also saß ich dann mit Motorradhose und ohne Schuhe im Essensraum des Hostel. Mit mir, eine Gruppe älterer Männer, die sich freiwillig um die Hausmeister Aufgaben des Hostel kümmerten. Heute wurde der Rasen gemäht und die Fenster geputzt. Außerdem natürlich zusammen gekocht und gegessen. Danach half ich sofort in der Küche beim Abwasch. Nachdem alles wieder wegsortiert war, bezog ich mein Zimmer.
Insgesamt wollte ich 4 Wochen dort bleiben. Ich hatte mir gedacht, dass das eine gute Zeit ist, um etwas mehr in den Sommer von Norwegen zu kommen. In der ersten Woche half ich größtenteils in der Küche und erstellte parallel schonmal eine Shotlist für die Fotos, die ich machen wollte. Es war, gut auch mal wieder ein bisschen Zeit drinnen zu verbringen und sich keine Gedanken machen zu müssen, wo man denn heute Abend schläft, beziehungsweise sein Zelt aufbaut …
Die erste Woche verging wie im Flug. Ich startete mit den Fotos an den Regenfreien tagen und half zwischendrin in der Küche. Zu diesem Zeitpunkt war das Hostel noch eine Art Jugendherberge, könnte man sagen. Es kamen zum Beispiel Schulklassen und Kindergärten, die dort ein paar Tage blieben. Außerdem auch am ersten Wochenende eine Konfirmations-gruppe. Diese wollte am Sonntag zum Preikestolen wandern. (Preikestolen oder Prekestolen ist eine natürliche Felsplattform in Ryfylke in der norwegischen Provinz Rogaland und eine touristische Attraktion mit weitem Blick über den Lysefjord und angrenzende Berge. Die Größe des Felsplateaus beträgt zirka 25 mal 25 Meter.) Da sich das Hostel ja „Pulpit Rock Hostel“ (Preikestolen Hostel) nennt, brauchte ich natürlich auch Fotos davon. Also organisierte mir Espen einen Platz im Bus bei der Konfirmationsgruppe und nach dem Frühstück starteten wir zum Preikestolen.
Das Wetter war mega und nach circa zwei Stunden erreichten wir (beziehungsweise ich und die langsamsten der Gruppe) den Preikestolen.
Nachdem sich dann alle auf der Kanzel (Prekestolen (norw. Für die Kanzel oder wörtlich der Predigtstuhl)) versammelt hatten, begann Alain (der Pastor und Leiter der Gruppe) mit einer Zeremonie und die Gruppe fing fleißig an zu singen. Das war zwischen den ganzen Touristen natürlich ein sehr ungewöhnliches Bild, aber auch eine lustige Sache. Ein paar Bibelverse später wurden dann noch allen die Stirn geölt und kleine Holzkreuze verteilt. Nach einem kleinen Lunch haben wir schnell noch die Touristen bei Seite gebeten und ein Gruppenfoto geschossen.
Kurze persönliche Zwischenempfehlung: Wenn ihr mal zum Preikestolen wandern solltet, am besten nicht sonntags bei gutem Wetter. Es ist ungefähr so wie der Weg zur Mainstage bei einem Festival oder Laufen auf der Haaner Kirmes bei gutem Wetter.
Zusammen machten wir uns dann wieder auf den Rückweg zum Parkplatz und von da aus zurück zum Hostel. Am Abend bereitete ich noch die Fotos von der Wanderung für Alain auf, da er diese gerne für einen kleinen Zeitungsartikel verwenden wollte. Am nächsten Tag war der Artikel schon Online:
https://www.randaberg24.no/kultur/i/OrK7l3/magisk-konfirmasjonshelg-paa-tau
In der zweiten Woche reiste dann Domen aka Spoons an. Er ist aus Slowenien mit dem Zug nach Tau gefahren. Er bleibt die ganze Sommersaison und betreut die Rezeption. Zusammen mit ihm war ich wandern und wir haben außerdem einen lustigen Kanu-Shoppingtrip nach Tau gemacht!
Über das Wochenende hatte ich mich mit Luca getroffen. Er war mit einem VW Bus auf Tour durch Norwegen für 6 Wochen. Zusammen wollten wir zum Kjerag Bolten (Kjerag oder Kiragg ist ein Felsplateau in der norwegischen Kommune Sandnes am Lysefjord. Der höchste Punkt des Plateaus liegt bei ca. 1020 moh. Im westlichen Teil des Plateaus liegt der Kjeragbolten, ein ca. 5 m³ großer Monolith, der in einer Felsspalte 1000 m über dem Lysefjord eingeklemmt ist.) wandern. Als wir uns Abends auf einem Stellplatz, den er auf Park4Night (https://park4night.com/?langage=de) gefunden hatte, trafen, war es schon sehr komisch, nach mittlerweile 1,5 Monaten ein bekanntes Gesicht so weit weg von zu Hause zu treffen. Neben uns parkte zudem Pia, die am nächsten Tag auch zum Kjerag Bolten wandern wollte. Gemeinsam starteten wir am nächsten Tag gegen 8:30 Uhr die Wanderung. Nach kurzer Zeit holte uns dann noch Jürgen ein, der auch mit seinem Motorrad auf Tour war. Somit waren wir dann zu viert.
Wegen des Wetters waren wir auch erstmal die einzigen, die zum Kjerag Bolten wandern wollten. Zwischendurch war die Sicht leider immer wieder auf nur wenige Meter begrenzt. Schon nach kurzer Zeit regnete es stark. Erst von oben und dann immer mehr von der Seite …
Nach viel Wasser von oben waren wir nun in der Nähe vom Kjerag Bolten. Es war leider nur so nebelig, dass wir den Fels nicht finden konnten! Ein paar Minuten sind wir noch im Kreis geirrt … der vermeidliche Weg war auch außerdem von einer großen unterspülten Schneeschicht bedeckt. Also eher nicht so gut zum darüber laufen. Also machten wir uns zusammen auf den Rückweg.
Also wir schon circa die Hälfte wieder zurückgegangen waren, kam für einen kurzen Moment die Sonne raus. Wir überlegten, ob wir es noch einmal versuchen wollen … entschieden uns dann aber dagegen. Zum Glück! Auf dem restlichen Rückweg fing es nämlich wieder stark an zu regnen. Nachdem wir uns im Restaurant am Parkplatz aufgewärmt hatten, verabschiedeten wir uns von Pia und Jürgen und entschieden nach dem Mittagessen, noch für eine Nacht zum Manafossen Wasserfall zu fahren. Den hatte Luca nämlich noch nicht gesehen.
Am nächsten Morgen machten wir noch zusammen einen Abstecher zum Hostel. Da ich keine Drohne dabei hatte, lieh mir Luca seine und somit konnte ich noch ein paar Fotos aus der Luft vom Hostel machen.
Espen spendierte uns dann noch ein warmes Mittagessen. Dann verabschiedete ich mich von Luca! Er nahm am nächsten Tag die Fähre zurück nach Dänemark.
Zum Ende der Woche kam dann Elizabeth. Wie schon erwähnt war das Hostel unter der Leitung von Espen eine Jugendherberge. Mit Elizabeth begann dann die Sommersaison und Touristen konnten das Hostel als Unterkunft buchen. Am Wochenende bereiteten wir dann also zusammen die Sommersaison vor, räumten auf und dekorierten alles ein bisschen.
In der darauffolgenden Woche holten Domen und ich noch Eva und Johanna vom Busbahnhof ab. Sie unterstützen für drei Wochen die Küche im Hostel. Kurz danach kamen auch noch Samantha, Raquel und Queralt dazu.
Am 20. Juni wurde am Hostel der St. Johns Day gefeiert. Viele Menschen aus der Umgebung kamen zum Hostel. Es wurde ein großes Feuer gemacht, gegrillt und gesungen! Eigentlich wird in Norwegen die Mittsommernacht gefeiert. Da das Hostel aber christlich angehaucht ist, wird hier zwei Tage später der St. Johns Day gefeiert.
Die letzten Tage vergingen wie im Flug. Wandern, Kanu fahren und außerdem das Stavanger Food Festival besuchen (Gladmat wird während der vier Tage, die es dauert, in weiten Teilen des Stadtzentrums von Stavanger organisiert. Das Festival gilt als der Kick-Start in den Stavanger-Sommer.), Moped waschen … zum Friseur musste ich auch noch! Da das in der Gegend aber relativ teuer war, entschied mich dazu mir die Haare von Domen unter dem Carport schneiden zu lassen. Drei Millimeter, viel praktischer für die weiter Reise!
Am 01. Juli war dann Tag der Abreise! Auch wenn es mir ehrlich gesagt schwere fiel als gedacht, wollte ich weiter. Mein Ziel durfte ich nämlich nicht aus den Augen verlieren. Und wenn man die Karte betrachtet, war ich auch noch nicht so weit gekommen …
Wenn ich zurückdenke war die Zeit perfekt! Es war sehr gut, dass ich noch einen Monat in Süd-Norwegen verbracht habe, um den Sommer etwas abzuwarten. Wenn ich außerdem darüber nachdenke, dass ich bei der Abfahrt nie geglaubt habe, so einen coolen Job beziehungsweise eine Möglichkeit zu finden, war das alles schon echt der Hammer! Besser hätten die ersten zwei Monate nicht laufen können!
Folgend eine Bildauswahl von den Bildern, die ich für das Hostel erstellt habe:
Weiter Richtung Norden!
Super Bericht…..man das klappt ja alles super. Weiter eine tolle Zeit
Freu mich auf die nächsten irgendwann. Sei umarmt!
Danke 🤗
Endlich! 🙂 Ich freu mich so für dich; das scheint ja eine megatolle Zeit für dich zu sein. Freu mich auf weitere Berichte von dir. Wenn ich die lese, läuft ein Film in meinem Köpfchen, als sei ich dabei 🙂 Viele Grüße aus der Heimat!
Dankeschön! Ja!!
Das freut mich 🤗
Liebe Grüße 🙋🏼♂️