Finnland (1) 🇫🇮
Viel Schotter und der erste finnische Saunagang in meinem Leben.
Datum: 02.07.2022 // Ort: Lefkada
Am nächsten morgen startete ich früh! Mein nächster Wegpunkt war der Einstieg zum TET Finnland. Den wollte ich bis nach Helsinki runter fahren. Übrigens: Mein Kumpel Olli kommt mich in ein paar Wochen in Süd-Finnland besuchen. Bis dahin war aber noch etwas Zeit! Also fuhr ich ganz entspannt die lange Schotterstraßen durch die Wälder. Da es mittlerweile so warm war, konnte ich fast jeden Abend in irgendeinen See springen! Die Straßen waren wirklich endlos … im Vergleich zu Norwegen kommt man hier aber schnell voran! Da es keine Berge und Straßen um die Berge herum gibt! An einem Abend zog ein starkes Gewitter unmittelbar an mir vorbei. Da man die dunklen Wolken schon von weiten sehen konnte, sicherte ich mein Zelt mit allen Abspannleinen, stellte mein Moped in einiger Entfernung zum Zelt sicher ab und machte die Belüftungen vom Zelt zu. In der Nacht erhellten die Blitze mein Zelt und der Regen donnerte von außen gegen die Wände. Da macht man dann nicht viel, außer warten und hoffen das nichts passiert. Mit Kopfhörern in den Ohren versuchte ich trotzdem irgendwie zu schlafen. Etwas weiter neben meinem Zelt war auch noch ein kleines Shelter mit Feuerstelle. Ich hatte mich aber trotzdem dazu entschieden im Zelt zu schlafen, da um das Shelter einige Bäume standen. Es hat kein Blitz eingeschlagen … Aber man weiß ja nie!
Am morgen war es wieder ruhig und die Sonne trocknete alles ganz schnell wieder, als wäre nichts gewesen!
Weiter ging es auf dem TET in Richtung Süden! Nach ein paar Tagen schaute ich mal auf Bunk-a-Biker vorbei, ob zufällig ein Motorradfahrer in der Nähe einen Platz anbot! Und tatsächlich fand ich Kalle, der mir auch schnell, aber sehr kurz antwortete!
Übersetzt: „Es wartet eine am See gelegene Saunahütte“ – „Heißt das, ich kann einfach dahin fahren?“ – „Ja. Ich bin beschäftigt, aber du kannst jederzeit vorbeikommen. Ich zeig’ dir alles und wärme die Sauna auch auf.“
Gespannt auf die Sauna und das Haus am See, machte ich mich also auf den Weg zu ihm!
Da ich wie erwähnt noch etwas Zeit hatte, bis Olli vorbeikam, wollte ich nochmal bei Workaway ein paar Bewerbungen versenden, um die Zeit etwas zu überbrücken!
Bei Kalle angekommen, stand ich auf einem riesigen Gelände. Ein riesiges Wohnhaus, eine alte Scheune, die teilweise auch ausgebaut war und eine riesige Wiese, die bis runter zum See ging!
Ich war mir etwas unsicher, ob ich hier richtig war … doch dann winkte mir ein älterer Finne im BMW GS T-Shirt zu. Ok, ich war richtig. Kalle begrüßte mich freundlich und lud mich direkt zu sich ins Haus zu Tee und Brot ein! Ich erzählte ihm von meiner Reise, wo ich war und wo ich noch hinwollte. Er selber reiste schon seit vielen Jahrzehnten mit dem Motorrad. Seine letzte große Reise ging von Finnland nach Wladiwostok. (Jetzt kann ja jeder mal auf der Karte gucken, wo das ist). Dafür ist er auch durch die Mongolei gefahren. Teilweise waren dort Streckenabschnitte dabei, wo es über 500 – 600 Kilometer keine Tankstelle beziehungsweise irgendwas gab. „Das war bisher mein größtes Abenteuer!“, „Das glaub’ ich dir!“.
Kalle war früher Architekt und ist mittlerweile im Ruhestand. Jetzt arbeitet er nur noch nebenbei als Gutachter für Versicherungen. Zu seinen Kunden fährt er meistens mit dem Moped! Anfang dieses Jahr hat er seine beiden alten GS, davon eine mit über 300.000 Kilometer, verkauft und gegen eine nagelneue R1250 GS mit alles eingetauscht. Stolz präsentierte er mir das Moped und zeigte mir auch seine neuen Zusatzscheinwerfer. 10.000 Lumen pro Seite. Die Zusatzscheinwerfer waren von Clearwaterlights.de. (Falls jemand noch kein Weihnachtsgeschenk für mich hat, das wäre was). „Die hab ich in der Mongolei gebraucht, um die Schlaglöcher zu sehen!“. Absoluter Hammer! Wir standen übrigens im zweiten Stock seiner Scheune, wo neben dem Moped noch zwei Autos, ein Anhänger und ein Rasenmäher-Traktor standen. Nur um nochmal das Größenverhältnis zu erklären.
Als Nächstes wollte er mir meinen Schlafplatz zeigen. Dafür startete er ein altes 50er-Moped und fuhr runter zum See. Ich folgte ihm. Unten am See stand ein Häuschen mit Sauna. „Das ist für meine Familie, wenn die zu Besuch kommen! Heute übernachtest du hier!“ In dem Häuschen waren Betten für vier Personen, neben an war eine große Sauna. Ein kleiner Weg führt zum See hin, von wo aus man über einen Steg ins Wasser springen konnte.
Ich war begeistert! Kalle zeigte mir noch wie die Sauna funktioniert und holte schonmal Brennholz ran. Am Abend startete ich die Sauna und ging bei Sonnenuntergang im See schwimmen.
Der See war allerdings so warm, dass man sich gar nicht richtig abkühlen konnte!
Kalle bot mir am Abend noch an, dass ich auch gerne eine noch eine Nacht bleiben könnte, wenn ich mag! Das lehnte ich natürlich nicht ab!
Am nächsten Tag hatte ich außerdem schon eine Rückmeldung von Carl über Workaway. Er hat vor einiger Zeit eine kleine Farm von seinen Eltern übernommen und braucht nun Hilfe beim Renovieren! Er freute sich, dass ich ihm helfen möchte und wir vereinbarten den Zeitraum wann ich vorbeikomme! Ich plante circa zweieinhalb Wochen beim Renovieren zu helfen!
Am nächsten Tag nach dem Frühstück mit Kalle und seiner Frau bot ich an, mit dem Aufsitzrasenmäher den Rasen zu mähen, um zumindest irgendetwas zurückzugeben. Während er und seine Frau Brombeeren und Blaubeeren im Garten pflückten, fuhr ich circa zwei Stunden mit dem Rasenmäher durch die Sonne!
Zur Abkühlung bin dann erstmal wieder eine Runde schwimmen gegangen!
Gegen Abend hin, ging ich dann nochmal in die Sauna und plante danach die restlichen Kilometer zu Carl. Er wohnte in einem Vorort von Helsinki. Ich hatte mit ihm abgemacht, dass ich in vier Tagen bei ihm bin. Jetzt standen also circa 450 Offroad Kilometer vor mir!
Am nächsten morgen wurde ich wortwörtlich von den Sonnenstrahlen geweckt! Ich packte meine Sachen zusammen, klickte mein Navi in die Halterung, verabschiedete mich beim Frühstück von Kalle und seiner Frau und machte mich kurze Zeit später auf den TET Finnland Richtung Süden! Die Sonne schien, ein leichter Wind ging und im Rückspiegel verdeckte der aufgewirbelte Staub meinen gefahrenen Weg …gegen frühen Abend fand ich eine tolle Badestelle an einem kleinen See. Wieder über einen kleinen Steg stieg ich ins Wasser, um mich abzukühlen und den Staub aus dem Gesicht zu waschen.
Mit dampfenden Nudel mit Tomatensoße schaute ich mir noch den Sonnenuntergang an und fiel dann auf die Isomatte. Offroad beziehungsweise hier „nur“ auf Schotterstraßen zufahren ist grundsätzlich anstrengender. Man steht die ganze Zeit und muss noch viel mehr auf die Straße achten. Ob es Schlaglöcher gibt oder ab und an dann doch mal größere Steine im Weg liegen. Und was man auch immer im Hinterkopf haben muss ist, dass der Bremsweg doch um einiges länger ist als gewöhnlich …
Die nächsten Tage waren super! Aufstehen, frühstücken, Sachen packen, rauf aufs Moped und bis die Sonne langsam anfing unterzugehen über Schotterstraßen bei bestem Wetter zu in Richtung Süden zufahren! Es ist schön, genug Zeit und keine Termine zu haben. Es ist aber mindestens genauso schön, zu einem Ziel zu fahren.