Norwegen (2) 🇳🇴
Abschied, viel Regen, viele Kilometer und viel Eis weiter über den Polarkreis
Datum: 22.07.2022 // Ort: Lofoten
Bei Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen verließ ich das Hostel. Es war fast das gleiche Gefühl, wie als ich von zu Hause gestartet bin. Als würde ich wieder auf eine große Tour gehen!
Leider fing es schon am nächsten Morgen an zu regnen …
Mein erstes Ziel war der Buabreen Glacier (Der Buarbreen ist der Name eines Gletschers westlich der Ortschaft Odda in Norwegen. Er bezeichnet einen Teil des Folgefonna. Nach dem UNESCO-Klassifizierungssystem handelt es sich um einen Gletscher des Typs 434. Das heißt, er weist einen Gletscherabfluss, eine größere Eismasse oder Eiskappe, mit einer einzelnen Firnfläche und mit einem Eisfall/Eisstufe auf.)
Nachdem ich mich an der Schranke für den Parkplatz vorbeigequetscht hatte, baute ich mein Zelt direkt am Start der Wanderung auf. Es regnete übrigens die ganze Zeit. Völlig durchnässt erreichte ich den Gletscher! Der Weg war sehr rutschig, man musste viele Flüsse überqueren und an Seilen kleine Berge hochklettern. Die Aussicht war trotzdem der Wahnsinn!
Mein zweites Ziel war Trolltunga! Eine große Wanderung über 18 km wollte ich dort zur übersetzt: Trollzunge machen. Aber leider regnete es ununterbrochen. Mittlerweile seit drei Tagen durchgehend. Erst hatte ich überlegt, mir dort in der Nähe eine Unterkunft zu nehmen … entschied mich aber dann dagegen, da für die komplette Woche Regen angesagt war. Also fuhr ich weiter.
Da meine Wanderschuhe, mein Zelt und meine Regensachen komplett nass waren, brauchte ich unbedingt eine Unterkunft. Mittlerweile war sogar mein Motorradanzug von innen und meine Klamotten in den Seitenkoffer leicht nass, da ich keine Möglichkeit hatte, meine Sachen zu trocknen bzw. mal kurz in die Sonne zu legen.
Über Bunk a biker fand ich zum Glück Lars Kristian, der ein Zimmer anbot! Es lag zwar nicht auf der Route, war aber nun bitter nötig! Lars Kristian führte seinen eigenen Bauernhof und hatte auf dem Grundstück mittlerweile fünf Häuser gebaut! Eins davon war vor zwei Jahren tragischerweise komplett abgebrannt. Dabei verlor er zwei Katzen und einen Hund. Das Haus wurde zwar von der Versicherung komplett ersetzt, er war aber immer noch von dem Verlust nicht ganz gefasst, das merkte man. In dem Haus, wo er dann übergangsweise das letzte Jahr mit seiner Familie wohnte, fand nun ich mein Bett für die nächste Nacht! Da zum Glück endlich für circa eine halbe Stunde die Sonne rauskam, trocknete ich schnell mein Zelt auf der Veranda.
Am nächsten morgen regnete es stark. Mein Motorrad stand zum Glück in einer großen Halle und ich konnte mein Gepäck zumindest im Trockenen befestigen! Ich machte mich auf den Weg nach Bergen! Eigentlich hatte ich geplant, ein paar Tage in Bergen zu verbringen, um mir die Stadt anzuschauen. Da es aber wie gesagt durchgehend regnete, machte ich nur einen kurzen Stopp beim Triumph Händler um neue Bremsbeläge für vorne zu besorgen. Die waren nämlich langsam schon an der Verschleißgrenze!
Weiter ging es nach Voss (da kommt übrigens auch dieses Wasser her, was überall teuer verkauft wird. Aber Überraschung, es ist nur Wasser) das es auch hier die ganze Zeit regnete, muss ich glaube ich nicht erwähnen. Also weiter nach Flåm. Dort parkte ich zwischen Kreuzfahrtschifftouristen, die gerade von der Aida von Board gegangen waren. Man sah direkt, dass der Hafen nur für diese Touristen gebaut worden war. Zwischen Selfiesticks und Schlangen vor Souvenirläden erhielt ich dann außerdem eine SMS von Vodafone. Wichtig für alle die, die in Zukunft planen länger, als vier Monate im Ausland zu bleiben: Ab dem 1. März 2022 gilt in der EU die Regel, dass wenn man mehr als vier Monate den größten Teil seiner Mobile Daten im Ausland nutzt, man diese ab dann selbst bezahlen muss. Wenn man nach vier Monaten sich für einen Tag in das deutsche Netz einloggt, beginnen die vier Monate wieder von vorne. Ob die Preise einheitlich sind, weiß ich nicht. Bei mir wären es aber für 10 GB circa 20 € gewesen. Zudem habe ich netterweise auch noch ein Zeitlimit von zwei Wochen für eine Lösung gesetzt bekommen. Um es kurz zu machen und eine mögliche Lösung zu zeigen: Meinen Vertrag konnte ich nun sonder rechtlich mehr oder weniger aus Kulanz von heute auf morgen kündigen. Nun habe ich einen Prepaid Vertrag, damit ich meine Nummer nicht verliere und kann mir, wenn ich zurück in Deutschland bin einen neuen Vertrag suchen. Mit all dem wollte ich mich auf der Reise eigentlich nicht beschäftigen, aber so wurde mir zumindest nicht langweilig.
Zurück auf die Route und weiter Richtung Norden:
Eine Straße führte über eine Hochebene. Hier schlug ich für eine Nacht mein Zelt auf. Etwas riskant bei dem Wetter, aber der Ausblick war genial:
Am nächsten Morgen und wieder runter von der Hochebene stoppte ich bei einer großen Tankstelle, die hinten dran auch eine kleine Werkstatt und eine Waschhalle für LKWs hatte. Dort wechselte ich dann in Ruhe meine Bremsbeläge und trocknete wieder mal mein Zelt!
Weiter über die nächste Hochebene:
Ach so … Es regnete übrigens:
Weiter ging es zum Geirangerfjord (Der Geirangerfjord ist einer der bekanntesten Fjorde Norwegens und gehört seit dem 14. Juli 2005 zum UNESCO-Weltnaturerbe. Er ist etwa 15 km lang, und zwischen 0,6 und 1,3 km breit.) dort hatte ich letztes Jahr eine tolle Wildcampingstelle gefunden, die ich nun diesmal wieder nutzen wollte. Leider war aber noch alles zugeschneit und der Schnee sammelte sich meterhoch an der Straße. Also fuhr ich weiter!
Weiter Richtung Trollstigen! (Trollstigen ist eine der bekanntesten Touristen-Straßen in Norwegen, etwa 20 km südlich von Åndalsnes. Er ist die Nordseite einer Passstraße, die vom Romsdalsfjord nach Süden zum Norddalsfjord führt, einem Seitenarm des Storfjords. Die Straße ist 55 km lang und wurde im Juli 1936 gebaut.) dort wollte ich eigentlich auch wandern, aber es regnete immer noch … Ein paar Fotos habe ich trotzdem mit dem Handy geschossen:
Leider bemerkte ich an dem darauffolgenden Tag, dass während der Fahrt meine Füße nach wurden. Kalt waren Sie durch die Feuchtigkeit schon die ganze Woche, aber leider nun auch nass. Ob es jetzt daran lag, dass die Stiefel durchgehend dem Regen ausgesetzt waren und auch durch die Luftfeuchtigkeit nass geworden sind oder weil sie einfach nun kaputt waren, wusste ich nicht. Außerdem konnte ich das, ohne sie einmal richtig durchzutrocknen, auch nicht herausfinden. Also fuhr ich nach Trondheim, um jemanden zu finden, der mir meine Stiefel vielleicht einmal imprägnieren und fetten könnte. Leider aber vergeblich. Also kaufte ich eine kleine Dose imprägnier Spray. Da außerdem bei einem Handschuh die Stulpe eingerissen war, weil ich die ganze Woche immer mit nassen Händen versucht habe in die Handschuhe zu kommen, wollte ich mir diese auch noch nähen lassen. Am selben tag aber leider auch nicht möglich!
Für die nächste Nacht hatte ich zum Glück über Bunk a Biker ein Zimmer bei Marie gefunden! Sie hatte mir außerdem Angeboten sich mal mein Handschuh anzuschauen, falls ich kein Erfolg in Trondheim habe. Circa 1 1/2 Stunden von Trondheim entfernt, fuhr ich auf Ihren Hof. Dort lebte sie mit Ihren zwei Töchtern und ihrem Vater. Als ich ankam, wurde ich direkt gefragt, ob ich schon etwas gegessen hätte! Kurze Zeit später saß ich an einem gedeckten Tisch und aß Wraps. Sie hatte zum Glück so ein cooles Schuh-Trocknungs-Gerät wo aus kurzen Schläuchen, die man in die Schuhe steckt, warme Luft rauskam. So konnte ich meine Stiefel über Nacht einmal durchtrocknen. Außerdem dufte ich auch bei Ihr waschen, was auch mal wieder nötig war. Am Abend saß ich mit Ihr und Ihrem Vater auf der Terrasse am Feuer. Parallel nähte Marie mir meine Handschuhe! Wir tranken Bier und selbstgemachten Kartoffelschnaps!
Am nächsten Morgen quatschten wir noch bis 13 Uhr, bis ich mich auf den Weg machte! Sie bot mir zudem an, einen Kontakt zum befreundeten Motorradclub in Mo i Rana herzustellen und mir vielleicht dort ein Bett für die übernächste Nacht zu organisieren! Wie ja schon im zweiten Blogeintrag erwähnt, ist es für Motorradfahrer in Norwegen normal, in einem Motorradclub Mitglied zu sein. Natürlich freute ich mich über die Möglichkeit!
Weiter Richtung Norden kam ich an den Cascade Laksforsen und außerdem an einem Schild oder besser gesagt Tor, was mir zeigte, dass ich nun sehr weit von zu Hause weg bin „Nord Norge“, vorbei:
Mein nächstes Ziel waren die Marble Castle (Marmorslotlett i Rana ist ein etwa 45 Minuten von Mo i Rana entferntes Gebiet, in dem über Tausende von Jahren lose Gesteinsmassen wie Kalkstein in den Fluss gespült wurden. Im Laufe der Jahre hat das Wasser mehrere Höhlen, Schluchten und Felsformationen geformt.) höher im Norden. Der Tag war richtig gut! Die Sonne schien, ich fand einen Mega Wildcampingplatz mit Hammer Aussicht, kochte mein Essen mit Blick auf den Sonnenuntergang und erhielt außerdem eine Email, bei der mir fast das Pesto aus der Hand fiel… Ich hatte mich vor ein paar Tagen, als ich bei Lars Kristian war, mehr oder weniger aus Spaß bei einer weiteren Workaway Stelle beworben. Es wurden Fotos für einen Leuchtturm benötigt, der auf einer kleinen Insel nördlich von den Lofoten steht. Der Leuchtturm ist ein Hotel zum Übernachten und wurde von außen frisch renoviert.
Ich wurde freundlich begrüßt und mir wurde zugesagt, das dort ab dem 21. Juli ein Bett für mich frei ist!
Folgend der Link zu der Webseite des Leuchtturmhotels: https://www.littleislandlighthouse.com
einfach Mega!
Also mein zweiter Termin auf der Reise, der nun bevorstand! Da ich plante am 13. Juli auf die Lofoten über zusetzten, hatte ich nun ein super Zeitplan und eine Woche Zeit, mir die südlichen Lofoten anzuschauen.
Am nächsten Tag ging es flott weiter über die Hauptstraße E6 in Richtung Mo i Rana. Ich hatte nämlich außerdem von Marie den Kontakt zum Motorradclub erhalten und mir wurde dort ein Bett angeboten.
Kleine neben Info: Auf dem Weg Richtung Mo i Rana kam ich an einer Abnahmestelle für LKWs vorbei. Dort habe ich mal mein Motorrad gewogen … 300 kg fast vollgetankt.
Das Clubhaus des Anvil MC liegt etwas außerhalb der Stadt. Es ist ein Gebäudekomplex aus mehreren Hallen, wovon eine das Clubhaus mit Zimmern bildet. Da ein Club Member zum Glück direkt daneben wohnt, war jemand der, der mir Tür aufmachen konnte. Sonst war nämlich nicht viel los. Ich bezog mein Zimmer, bekam eine Führung durch das Haus und saß kurze Zeit später mit ihm draußen vor dem Clubhaus in der Sonne und trank Bier. Kurz danach kamen noch zwei weitere Member vorbei. Da viele der Member ein Fabel für alte Autos haben, machten wir noch eine Rundfahrt in einem Ford Galaxie von 1967 durch die Stadt. Purer V8 Sound!
Am Abend plante ich dann noch meine Route für die kommenden Tage und viel überwältigt von den Eindrücken direkt ins Bett!
Am nächsten morgen verließ ich Mo i Rana und machte mich auf zu den Marble Castel. Bei Sonnenschein wanderte ich circa 30 min zum Fluss! Ein pures Naturspektakel:
Da ich am nächsten Tag zum Svartisen Glacier (Svartisen (norwegisch für „das Schwarzeis“) ist mit 370 km² der zweitgrößte Gletscher Norwegens und liegt in der Provinz (Fylke) Nordland, knapp oberhalb des Polarkreises im Saltfjellet-Svartisen-Nationalpark nordwestlich der Stadt Mo i Rana. Er zählt insgesamt 60 Gletscherarme. Zwischen den beiden Hauptgletschern, dem Østisen (148 km²) und dem Vestisen (221 km²), liegt das Tal Vesterdalen.) wandern wollte, suchte ich mir einen geeigneten Wildcampingplatz in der Nähe. An einem großen See fand ich einen guten Platz!
Am nächsten morgen fuhr ich zum Start der Wanderung. Es war möglich von hier aus mit einem privaten Boot Shuttle einen See zu überqueren, um nicht so weit laufen zu müssen. Da ich 35 € aber ein bisschen arg viel fand, entschied ich mich dazu am Ufer entlangzulaufen. Der Weg war nicht wirklich offiziell und dementsprechend auch nicht gut begehbar. Teilweise war es sehr schlammig. Nach circa 1,5 Std durch Schlamm und Gestrüpp war ich dann auf dem Hauptweg zum Gletscher! Noch ein gutes Stück weiter konnte man die Gletscherzunge dann nun endlich sehen.
Es war atemberaubend, wie riesig das war! Es waren circa 25 Grad an dem Tag, aber dennoch wollte ich weiter, bis vor zum Gletscher, also nochmal ein gutes Stück, mit immer wieder kleinen Kletterpassagen über das Gestein. Endlich angekommen spürte ich die Kälte von den riesigen Eismassen. Sowas hatte ich zuvor noch nie gesehen. Absolut klares Eis, Riesen groß!
Am Abend duschte ich, wie so oft in der letzten Woche, diesmal kostenlos, noch eben auf einem Campingplatz und baute dann kurz danach irgendwo an einem Feldweg mein Zelt auf. Am nächsten Tag sollte es nämlich direkt weiter nach Bodø gehen. Von dort legt die Fähre nach Moskenes auf die Lofoten ab. Auf dem Weg nach Bodø über die Hauptstraße Beziehungswiese Autobahn hier in Norwegen, kommt man auch am Artic Circle Center vorbei. Vor circa zwei Jahren hatte ich diesen Punkt mal auf Google Maps gespeichert. In so gut wie jedem Nordkap Video sieht man dieses Gebäude. Es ist ein Zeichen dafür, dass ich nun den Polarkreis überquert habe. Jetzt hier zu stehen hat mich sehr stolz gemacht! Je nachdem wie man es sieht, ist es nicht so weit von zu Hause weg. Für mich, da ich ja mittlerweile 2,5 Monate unterwegs war, war es aber eine Riesen Entfernung. Und wie schon erwähnt … vor zwei Jahren mal abgespeichert, stand ich nun endlich davor. Ich musste zurückdenken an die letzten zwei Monate. Darüber nachdenken, was alles passiert war. Man sagt es ja immer so schön: Wenn mir das jemand bei der Abfahrt erzählt hätte, hätte ich das nicht für möglich gehalten. Es hat einfach auf dem Weg bis hierher alles funktioniert! Ich habe unfassbar nette Menschen treffen und kennenlernen dürfen. Unfassbare Natur sehen dürfen und bisher zwei absolute geile und Abenteuer reiche Monate erleben dürfen. Einfach nur unglaublich. Ich hatte keinen Tag Langeweile oder habe mich unwohl gefühlt, Zeit für Heimweh hatte ich auch nicht! Jeder Tag hat mich immer um eine Erfahrung weiter gebracht! Und jetzt stehe ich hier, im Regen natürlich, am Polarkreis und setzte gleich noch auf die Lofoten über, wo ich dann nächste Woche auf einer kleinen Insel mit einem Leuchtturm für zwei Wochen wohne. Ein unfassbarer Gedanke!
Weiter über die E6 nach Bodø zum Hafen. Dort angekommen kam sogar die Sonne raus und es wurden circa 20 Grad. Da es circa 14 Uhr war und die Fähre um 16 Uhr ablegte, baute ich noch schnell mein Zelt halb auf, damit es trocknen konnte!
Um 15:45 legte dann die Fähre an und wir konnten reinfahren …
Hallo Cedric, wieder toll geschrieben. Super Bilder dabei. Besondere das Deiner neuen Freundin auf dem Motorrad mit den wehenden Haaren. Geniesse die Tour und Dein Leben. Gruesse auch von Lukas und Paris. Margit
Vielen Lieben Dank! Ja die sieht gut aus oder ? 🤪
Hallo Cedric Sitzte im Zug nach Hause .Hab wieder mit Freude deinen Blog gelesen. Einfach Irre ,,was Du alles erlebst Bin echt Stolz auf meinem Neffen Ganz viel Spaß und Freude weiterhin. Und mit weniger Regen ☔. Ganz liebe Grüße Christine 😘
Dankeschön 🥰 Hier in Finnland regnet es zum Glück nicht mehr!
Oh, was für schöne Erlebnisse! Wunderbare Bilder … freu mich für Dich.
Danke! 😎